Neulich saß ich im Bus, auf dem Weg zur Arbeit, da steigt eine Kollegin ein, setzt sich unbemerkt neben mich und fragt: „Was schaust du denn so böse?“ Dann ging alles ganz schnell mit mir: Neurotisch versuche ich alle musculi faciei entsprechend zu korrigieren. Meine Mundwickel zu lockern und mir eine schlüssige Gesichts-Zustands-Argumentation einfallen zu lassen, um meine Defensive vorzubereiten.
Schon lange setze ich mich damit auseinander, was und wie viel wir mit unseren Gesichtsausdrücken und unseren Stimmungen, die wir mit uns tagtäglich herumtragen, wohl gerade nach Außen mitteilen und wie wir auf andere wirken?
Bereits die Art und Weise, wie wir selbst zu uns sprechen und über uns denken, trägt dazu bei, wie wir wirken. Bin ich gerade gnädig oder strenger zu mir selbst? Kann ich meine Fehler durchgehen lassen oder fallen sie mir sofort unangenehm auf?
Und Du?
Wie oft ist es nicht so, dass du fünf Minuten lang mit dir selbst darüber diskutiert hast, wie kacke jetzt die Aktion eben von dir war und im Moment darauf wunderst du dich dann auch noch, warum die Person im Supermarkt eben so unfreundlich zu dir war? War sie wirklich unfreundlich oder hat dein Gesichtsausdruck gerade nichts anderes zugelassen. Oft ist uns nicht bewusst, wie wir auf unsere Mitmenschen wirken. Meist ist es aber schon der erste Schritt, zu bemerken, wie wir uns gerade innerlich fühlen und dass das eine Wirkung auf unser Umfeld hat. Wie sagt man so schön “kehr erstmal vor deiner eigenen Tür” oder “wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen”….
Werde dir deiner Gefühle und Befindlichkeiten bewusst. Bereits am nach dem Aufstehen kann ein eigenes Morgenritual dazu beitragen, dass du ganz neu in den Tag startest. Stell dich vor den Spiegel und Zwinkere dir selber zu, so nach dem Motto: du bist ok, so wie du bist und heute wird ein guter Tag!
Oder geh doch einfach mal in den Supermarkt, wenn du super gut gelaunt bist und gucke, wie die Menschen dir entgegentreten. Vielleicht bekommst du sogar ein Lächeln zurück. Starte dein eigenes Experiment und erlebe, welche Reaktionen dich erwarten.
Doch vergiss nie: nicht immer bedeutet ein „grimmiges“ Gesicht einen „grimmigen“ Gemütszustand. Anhand eines Gesichtsausdruckes kann man keine Rückschlüsse auf das Gemüt zulassen.
Probiere dich aus und lasse uns gern dran teilhaben! Ich freue mich.
Mein Gesichtsausdruck im Bus war übrigens kein Spiegel meiner schlechten Laune, sondern die funktionalste Form meiner angeregten Gedankenverlorenheit. Ich hatte kurz vorher einen Podcast gehört, der mich nachdenklich gemacht hat.
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Esther Felten